Interview des Journalisten Boris Naumann mit dem Künstler Federico Schiaffino
1. Herr Schiaffino, Ihre jüngste Ausstellungskonzeption „Anamnesis“ hat keineswegs etwas mit einer Retrospektive zu tun. Dennoch möchten Sie „Erinnerungen“ wachrufen. „Erinnerungen“ an was?
Diese Ausstellung behandelt nicht nur meine eigene Erinnerung und auch nicht nur die anamnestische Form der Erinnerung an vorgeburtliches Wissen, sondern sie ist gleichzeitig auch eine Hommage an jene großen Philosophen und Denker wie Platon, Sokrates, Aristoteles, Pythagoras, Homer….. , die zur damaligen Zeit eine Evolution des Denkens und der Weisheit in der westlichen Welt begonnen haben.
Es werden einige meiner früheren Arbeiten in dieser Werkschau gezeigt, die sich in das Thema Anamnesis einfügen, aber zum größten Teil werden neue Arbeiten zu sehen sein, die sich mit der Thematik auseinandersetzen.Erinnerungen sind oft multimedial. Sie enthalten bildhafte Elemente, die wie ein Film im autobiographischen Gedächtnis vorhanden sind und abgerufen werden; das hat oft nichts mit Erlerntem zu tun. Oft transformiere ich diese Bilder dann in meine Miniradierungen, die mir dazu dienen alles festzuhalten, um diese dann später in ein Gemälde umzusetzen.
Es geht um Erinnerungen woran?
An ganz alte Bilder, aus meiner eigenen Mythologie und Spiritualität, die ich in mir habe, jenseits des Rationalen. Unter anderem viele Erinnerungen an das Sein.
Warum sind wir überhaupt hier? Diese Frage stelle ich mir immer wieder, dieser Abgrund, der sich immer wieder vor einem auftut, den kann man versuchen für sich zu beantworten.
2. Mit diesem Konzept greifen Sie die Erkenntnistheorie und Seelenlehre Platons auf. Was fasziniert Sie so daran?
Bei Platon richtete sich das philosophische Denken nicht mehr auf die Wirklichkeit selbst, sondern wurde zur Reflexion auf die Erkenntnis der Wirklichkeit. Sie ist im Grunde keine Entdeckung, sondern lediglich eine Wiedererinnerung, an die in früherem Dasein bereits geschauten unwandelbaren Ideen. Philosophisch denken bedeutete für Platon, sich von den Sinneswahrnehmungen und sinnlichen Trieben zu lösen. Die Faszination für mich besteht darin, dass so entschwundenes Wissen aktualisiert wird und man suchen und finden kann, was man (scheinbar) nicht weiß, da die Seele ihr Wissen aus einer vorgeburtlichen Existenz mitgebracht hat. Tatsächlich drückt sich da der Glaube aus, Wahrheit sei eine statische und unwandelbare Vergangenheit, die sich Kraft ihrer Authentizität in jeder Gegenwart neu und identisch reproduziert. Vorgefasste Meinungen werden aufgegeben und es wird sich daran erinnert wie es sich tatsächlich verhält. Das Vorgeburtliche ist für den Begriff der Bestimmung eine absolute Evidenz.Das wird mir immer klarer, je älter ich werde und je mehr diese Zusammenhänge eine Klarheit in mir erzeugen.
3. Ist diese Form des „Erinnerns“ eine alltägliche Lebenserfahrung für Sie?
Diese Form von Erinnerung, ist die Wiedererinnerung der Seele an Wahrheiten, an das eigentlich Vergessene, oder an das nicht Vorhandene. Als Künstler bin ich geistesgegenwärtig und offen für die Intuition. Ich denke, jeder Mensch ist dazu bestimmt das zu entwickeln.
4. Warum wollen Sie sich, ja müssen Sie sich „erinnern“? Und warum wollen sie das für andere tun?
Die Erinnerung ist, wie das Wort schon sagt, das, was in unserem Inneren steckt. Die Geschichte ist das Material meiner Kunst und um die Geschichte zu kennen, muss ich erinnern. Oft stoßen wir uns an den herrschenden Formen die aus der Vergangenheit stammen und müssen überprüfen ob sie mit unserer Ich – Bestimmung übereinstimmen. Nun kommen wir zu den Begriffen Bestimmung, Bestimmen, übereinstimmen, die innere Stimme und die stimmige Form und befinden uns mitten in der Kunst. Niemand ist von meiner Weisheit abhängig und ich kann mich nicht für andere erinnern. Jeder, der sich die Ich Frage stellt, „Woher komme ich ?, Wohin gehe ich ?“ oder anders –„Wohin will ich?“, befindet sich auf dem Weg der Erkenntnis. Diese Form von Anamnese schlummert bewusst oder unbewusst in jeder Menschenseele. Oft sehe ich auch in meinem Gegenüber jemanden, der es besser weiß als ich und schaffe durch meine Kunst eine Kommunikationsebene. Somit rücken viele Dinge ins Licht des Bewusstseins. Die Erinnerung ist primär und unreduzierbar für alles Wissen und Können, sie ist eine konstitutive Form der Erkenntnis von Welt. Erinnerungen prägen unser Leben, viele Dinge des täglichen Geschehenswerden vergessen und das ist auch gut so. Ich glaube nicht daran, dass man im Gestern lebt wenn man sich oft erinnert, eher daran das man die Jetztzeit nur durch Reflexion wahrnehmen kann. Wir leben eigentlich im Zeitalter des Vergessens aber ohne Erinnerung existiert kein Vergessen. Ich glaube vielmehr, dass die vielen Erkenntnisse einen für das Jetzt und die Zukunft stabilisieren.Vieles wird bewusster und wer sich erinnert, lebt mehrmals und vielfach immer wieder neu.
Die Erinnerung sucht man, konträr zum Vergessen, das man nicht findet, wenn man es sucht; aber es findet einen, wenn man es vergisst.
Die Zukunft braucht Erinnerung!
5. Ihre Kunst besitzt also durchaus einen kritischen Impetus. Fühlen Sie sich als Schamane?
Als Schamane wird man berufen, ich habe diese Berufung bisher nicht erhalten. Nein, ich bin kein Schamane, kein Prediger und auch kein Weltverbesserer…
einfach nur Maler.
6. Wie fühlen Sie sich als Künstler in unserer völlig durchrationalisierten Welt?
„Ich vergesse oft, dass ich existiere, um zu leben“! Bloße Existenz, wie sie heutzutage vorherrscht, ist kein erfülltes Sein. Durch meine Arbeit habe ich die Möglichkeit, dem Rationalen zu entfliehen, zu kompensieren. Ich kann sagen, dass, ich von der Idee und meiner Arbeit erfüllt bin, aber ich mache mir viele Gedanken über die Welt und deren Zukunft. Ich glaube, unsere Lage ist ernsthafter und bedrohlicher als wir alle denken, wissen und ahnen.
7. Lässt die Moderne vom Menschen überhaupt noch etwas übrig?
Eine gewisse Leere! Der Mensch vernichtet sich zunehmend selbst. Das Gesamtgefüge der Gesellschaft ist in eine Krise geraten.
Es fehlt die Idee einer neuen Form, diese Idee muss neu entwickelt werden. Lassen sie mich dazu Erich Fromm zitieren, der schon 1953, in dem Jahr, als ich geboren wurde, bereits zu folgender Aussage kam:
„Ich glaube, dass die Menschen von heute bei allem, was sie kaufen, nur wenig Lust empfinden. Es kommt nur darauf an, dass man etwas Neues so schnell wie möglich bekommen kann. ...Vermutlich kann man im Himmel sogar jeden Tag ein neues Modell kaufen, denn eine solche Vorstellung ist himmlisch. Der Denkfortschritt bei dieser Phantasie von paradiesischen Zuständen besteht darin, dass die Herstellung noch schneller vor sich geht, um das zu haben, was es im realen Leben nie ganz geben wird. ...“
(Erich Fromm über Produzieren und Konsumieren aus „Die Pathologie der Normalität“/Vorlesung von 1953)
8. Was fehlt den Menschen, dieser Gesellschaft, dem Wesen der westlichen Zivilisation, den Verheißungen der Moderne?
Wir leben in einer Welt, die von Konsum, Kommerz und Gier bestimmt ist. Der Glaube geht verloren, die Wertvorstellungen sind verdreht! Die Unkenntnis, in der wir leben, ist keine unbegründete und umfassende Falschheit, aber zumindest die Verfälschung einer Wahrheit und zuhöchst eine unvollkommene Vertretung und Übersetzung in untergeordnete und in diesem Ausmaß irreführender Werte. Es ist nur eine Kenntnis vom Oberflächlichen, und deshalb ein Vermissen der geheimen Notwendigkeit, die der Schlüssel zu allem ist, das sich das Oberflächliche bemüht zu erringen; eine Kenntnis vom Begrenzten und Offensichtlichen, aber ein Vermissen von allem, das das Offensichtliche symbolisiert und das Begrenzte suggeriert; eine Kenntnis von minderen Formen, aber ein Vermissen von allem, das unser minderes Leben und Wesen darüber hinaus besitzt und zu welchem es streben muss, wenn es seine größten Möglichkeiten erfüllen soll. Das wahre Wissen ist das vom Höchsten, vom Innersten, vom Unendlichen.
9. Wo steht die Kunst heute, und inwieweit ist sie in die Krise involviert? Ist sie sogar schon ein Teil von ihr geworden?
Ich bin davon überzeugt, dass der Kunst selbst die Krise nicht schaden wird; sie gewinnt erfahrungsgemäß an Wesentlichkeit, auf diesem Weg trennt sich da die Spreu vom Weizen.
Katastrophen stimulieren ja gewöhnlich die Phantasie. Die Kunst ist nichts für überhebliches Spekulantentum oder frivole Geltungsbedürfnisse. Kunst ist nach wie vor die beste Anlage - humanes Kapital.Die wahre Kunst steht für mich in unserem heutigen Zeitalter auf dem Spiel. In der Kunst wird oft nur wahrgenommen, was auf dem Kunstmarkt propagiert wird. Man spricht immer von Zeitgeist, das hat oft nichts mit dem zu tun, was wirklich kulturellen Wert hat. An den Schulen und Akademien ist der akademische Gedanke erschlafft und er biedert sich der Moderne an. Ich vermisse oft Authentizität, Qualität und Pathos, der Kunstmarkt ist eine große Luftblase, ich vermisse das notwendige Fundament und die Nachhaltigkeit bei vielen der angepriesenen "Shooting Stars" der Kunstszene. Das Elementare und Zeitlose ist für mich die wahre Kunst und nur das hat Bestand. Wir alle benötigen das Medium Bild unbedingt, um unser kulturelles und geschichtliches Gedächtnis der Menschheit wach halten zu können. Die Menschen brauchen eine Art von Verortung, Verwurzelung in die Vergangenheit und dies kann ermöglicht werden: und zwar in die künstlerische und historische Vergangenheit, in die Vergangenheit, die faszinierende Kunst produziert hat und auch in die Gegenwart die faszinierende Kunst produziert, wenn die Vergangenheit in den künstlerischen Diskurs einbezogen wird.
10. Kann die Idee von der Existenz eines „überhimmlischen Ortes“ die Lösung sein?
Ja, denn es ist nicht möglich diese Zeittranszendenz der Erkenntnis zum Ausdruck zu bringen ohne sie und somit den Mythos zu transformieren. Darum geht es ja bei den Arbeiten dieser Serie. Wenn das wahrhaft Seiende erkannt werden soll, muss auf ein impliziertes Vorwissen zurückgegriffen werden, das nicht einer zeitlichen Priorität des früheren Erkennens zugrunde liegt, sondern sowohl der erkenntnistheoretischen wie ontologischen Priorität der Vernunftseele bzw. ihrer Denkgegenstände von der animalistischen Seite, bzw. ihres Wahrnehmungsgegenstandes, dem vergänglichen menschlichen Leben
11. Inwieweit spielt hier Nietzsches „Jenseits von Gut und Böse“ eine Rolle?
Platons Werk hat die gesamte Geschichte der abendländischen Philosophie reichhaltig beeinflusst, auch Nietzsches Werk jenseits von Gut und Böse beinhaltet Platonische Fußnoten. Nietzsches Ringen um die transzendentalen Erkenntnisse jenseits von Gut und Böse ist auch für den modernen Menschen ein eindrückliches Beispiel und eine Aufforderung mit den „Irrtümlichen der Welt“ keine Kompromisse zu machen und sich nicht auf Halbwahrheiten zu beschränken. Die Notwendigkeit über das gesellschaftliche Mittelmaß mutig hinauszutreten wird deutlich. Alles Relative wird in Nietzsches Werk in Frage gestellt und das ist ähnlich wie bei der Anamnesistheorie, wo das Infrage stellen des Infragestellens unerlässlich ist, denn nur so kommt man irgendwann zu einem Punkt der Erkenntnis, wo man Wahrheit und Unwahrheit zu unterscheiden fähig ist. Die Aufhebung von Gut und Böse - die Hochzeit von „Licht und Finsternis“ ist in der Transzendenz möglich, aber das herkömmliche Gottesverständnis reicht auch da nicht aus, um ein umseitiges Verständnis von Jenseits, von Gut und Böse deutlich zu machen.
12. Sie sind einen langen Weg gegangen. Sie haben im Trubel großer Metropolen gelebt wie auch in der Wildnis bei Urvölkern wie den Zulus oder den Indianer-Stämmen Kanadas. Was für einen Erkenntnisgewinn haben Sie aus dieser „Gegenüberstellung“ völlig konträrer Welten für sich gezogen?
New York faszinierte mich unglaublich, ein Mosaik der Welt und aller Kulturen, ein Schmelztiegel, erinnert an den Turm von Babel. Bedeutende Eindrücke und Erfahrungen machte ich dort, fernab von den Traditionen und Konventionen meines Heimatdorfes Portofino. An der Art Students League of New York lernte ich dann den halbindianischen Künstler David Robey kennen, der mich nach Montana zu sich einlud dort stellte er mir „King Bird“ vor, einen Medizinmann, Freund von „Ala Azur“, dem Häuptling der Schwarzfußindianer und so wurde ich in das Reservat eingeladen und durfte an ihren Zeremonien und Ritualen teilnehmen, wo Außenstehenden normalerweise der Zutritt verwehrt bleibt. Selbst im Reservat wurde mir immer bewusster, dass unsere Gesellschaft, Veränderung und ein neues Bewusstsein benötigt. Um mit dem Geist zu arbeiten, bedarf es einer Veränderung des Bewusstseins. Im Weltbild der Urvölker gibt es keine tote Materie, alles ist belebt, beseelt und hat einen Geist. Man findet dort viel altes Wissen, dass in vielen Bereichen unserer modernen Zivilisation Lösungsansätze darbietet, die in vielen Bereichen unserer modernen Zivilisation angewendet werden könnten. Der Mensch im Einklang mit der Tier- und Pflanzenwelt ist die Bestimmung der Erde und wir befinden uns im Ungleichgewicht. Profitmaximierung war in ihren Ideologien nie vorhanden und ist ihrer Kultur völlig fremd. Alles dreht sich um die Deckung des Bedarfes, der lediglich auf die Natur ausgerichtet ist. Der Mensch tritt erst nach und nach in seiner eigenen Bestimmung in Erscheinung. Unter den Indianern besteht eine tiefe Verbindung und Brüderlichkeit, das spürt man selbst heute noch in den Reservaten. In unserer Gesellschaft verlieren diese Vorstellungen an Bedeutung. Als Ich – Wesen isolieren wir uns mehr und mehr es dreht sich alles um Selbstverwirklichung.Man sollte nicht vergessen, die Perspektiven in anderen zu erkennen, denn nur das Ganze ergibt den Menschen.
13. Erklärt sich durch diesen Erkenntnisgewinn auch ihre große Vorliebe für die Mythologie?
Der Mythos umfasst alles und ist als einziger wahr. Er gibt mir Antwort auf die Frage, woher wir kommen wohin wir gehen und was wir sind. In der Kunst wird er dann im Laufe der Zeit immer wieder anders enthüllt. Das Interesse an der Mythologie wurde schon in meiner Kindheit durch meinen Vater Luigi, Spitzname „Ulisse“ (deutsch „Odysseus“) geweckt. Er war Seemann und immer, wenn er von großer Fahrt heimkam, erzählte er mir von seinen Erlebnissen und Eindrücken auf den Weltmeeren und Geschichten aus all den fremden Ländern wo er unterwegs war. Seine große Vorliebe war die Mythologie und so wurde es auch meine, seine vielen Reisen weckten eine immer größere Neugier in mir, er gab mir den Anstoß die Welt zu erkunden. Die Mythologie war mein stetiger Begleiter und ist es noch immer.
14. Sie plädieren also für ein Modell der Welterklärung jenseits des Rationalen? Sagen wir es mal so, ich glaube nicht, dass man die Welt rational erklären kann. Es wird immer Fragen geben, die unbeantwortet bleiben, die Wissenschaft kann die Welt nicht erklären, eine Welterklärung seitens des Rationalen denke ich kann nur die Kunst liefern. Nur die Kunst besitzt die Unmöglichkeit eine endgültige Form zu finden.
15. Wie spiegeln sich Ihre Erkenntnisse, Schlussfolgerungen und Erfahrungen in der Kunst wieder?
Die pure Seele findet den Schlüssel und erkennt das Geheimnisvolle und Unaussprechliche in wahren Kunstwerken. So öffnet sich der Zugang in meine Welt, wie auch in die Welt vieler anderer Künstler, alles wird hörbar, greifbar, und sichtbar.
16. Liegt für Sie im Verlust der Gegenständlichkeit der Schlüssel zur spirituellen Introspektion und Kontemplation?
Ja genauso, nur durch Ruhe und Aufmerksamkeit der Gedanken gelangt man in die Gefilde und weiten Hallen des Gedächtnisses, in die eigene Mythologie und Vorstellung. Selbstbetrachtung ist ein Mittel zur Selbsterkenntnis zu gelangen und eine uralte Forderung der Philosophie.Sich verlieren, sich finden, wieder verlieren,fallen aufstehen wieder fallen zweifeln, verzweifeln, sich in Frage stellen, Alles in Frage stellen, all das gehört dazu. Die Kontemplation ist ein mystischer Weg unserer westlichen Zivilisation, sie ist eine der höchsten Wirklichkeiten und die Bemühung einer solchen Erfahrung.
17. Ihre Motivik thematisiert in großer Regelmäßigkeit „existenzielle Triebfedern zur Steuerung des Daseins“, wie der Kunstsammler Sebastian Essner sagt.
Was sind das für Triebfedern? Wichtige Triebfedern des Dranges nach Erkenntnis, Triebfedern der Phantasie, des kreativen Potentiales, um den Reichtum sinnlicher Bilder, die ich in mir habe freizusetzen und auszuschöpfen.
18. Seit vielen Jahren leben Sie mit Ihrer Familie in einem kleinen Dorf mitten auf dem Lande – fernab jeglichen Kunstbetriebs. Ist das eine Voraussetzung für Ihre Arbeit? Dieses kleine Dorf ist ideal um dort mit meiner Familie zu leben. Die Menschen hier auf dem Land sind sehr bodenständig und man selbst verliert auch nicht so nicht so schnell den Boden unter den Füßen. Hier gibt es „Nichts“ was mich ablenkt und im Nichts kann ich sehr gut arbeiten, so kann ich mich auf das Wesentliche konzentrieren. Eigentlich kann ich überall arbeiten, denn ich nehme mich immer selbst mit, wo immer es mich auch hinzieht.
19. Wird ihre „Reise“ noch weitergehen? Und wird Sie je ein Ende haben?
Meine innere Reise wird nie ein Ende haben, die Reise der Seele führt in das Licht der Unendlichkeit.
20. Was ist für Sie Freiheit?
Wie war das noch? Gefangene Vögel singen von der Freiheit. Freie Vögel fliegen. Sind wir nicht alle gefangene Vögel ? Wirkliche Freiheit, eine höhere Form von Freiheit artikuliert oder realisiert sich für mich dort, wo ich meine Arbeit für das Ganze realisiere und das bedeutet selbstbestimmtes Arbeiten, fernab jeglicher Konventionen. Unser System, das sich auf Freiheit beruft, realisiert keine Freiheit, denn Freiheit ist vor allen Dingen ein Freiheitsziel und dieses Bedarf einer neuen Freiheitsform, welche erarbeitet werden muss. Wahre Freiheit beginnt dann dort, wo sie sich der Kontrolle und vor allen Dingen auch der Selbstkontrolle entzieht.
Dann kann man auch gegen sein Gewissen entscheiden……..!
21. Was wollen Sie den Menschen mitgeben?
Der Betrachter vollendet für sich mein Werk, wenn er das zulässt. Ich wünsche mir, dass er sich auf meine Kunst und was mit ihm beim Anblick meiner Werke geschieht einlässt. So schließt sich der Kreis und entsteht in jedem Individuum immer wieder neu.